Le Thoronet

Abbaye Le Thoronet

Geschichte

 Die Abtei wurde 1146 von Mönchen aus Tourtour in einer wilden Gegend des Var gegründet. Die Kirche selbst wurde von 1160 bis 1180 errichtet. Initiator der Gründung war Raymond Bérenger, Graf von Barcelona und Marquis de Provence, der das Kloster Mazan – seinerseits eine Tochter des Mutterklosters Cîteaux – um die Aussendung von Mönchen für seine neue Niederlassung bat. Sie kamen, ein Abt mit zwölf Gefährten, und ließen sich zunächst am Fluss Forieille nieder (1136). Zehn Jahre später jedoch verlegten sie das Kloster nach Süden, in die Nähe des Dorfes Thoronet. Bérenger überließ den Mönchen das von ihnen gewählte Land, durch weitere Schenkungen kam die Abtei rasch zu Einfluss und Wohlstand.

Der Niedergang des Klosters bahnte sich, wie meist, schon im Spätmittelalter an. Zu einer ersten Auflösung kam es in den Religionskriegen, die endgültige brachte die Französische Revolution. Die letzten sieben Mönche mussten das Kloster verlassen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts erwarb der französische Staat die Abtei. Heute sind die Gebäude restauriert, die Abtei hat nach umfangreichen Arbeiten ihr ursprüngliches Erscheinungsbild wieder erlangt.

In der erstaunlich kurzen Bauzeit von 15 Jahren entstanden ab 1160 Kirche und Klostergebäude. Für die faszinierende Einheit von Form und Funktion, Askese und Perfektion, Bescheidenheit und Unbedingtheit, die in den Klöstern der Zisterzienser wie in keiner anderen Ordensgemeinschaft exemplarisch und kanonisch Gestalt angenommen hat, ist Le Thoronet ein hervorragendes Beispiel.

Grundriss Abtei Le Thoronet

Architektur

Die Klostergebäude gruppieren sich um einen rechteckigen Kreuzgang. Die Harmonie dieses Bauwerks, von jedem in Stein gehauenen Schmuck entblößt, beruht auf seiner architektonischen Größe. Es herrscht ein strenger und sehr geometrischer romanischer Stil vor. Mit Ausnahme der Kreuzrippengewölbe im Kapitelsaal gibt es von der Kirche über den Schlafsaal bis zum Keller nur Tonnengewölbe.

Verglichen mit den beiden anderen provenzalischen Zisterzienserklöstern (Sénanque und Silvacane) ist Le Thoronet eine Steigerung, ein Nonplusultra an kraftvoller Konzentration. Die Spitztonne des Hauptschiffs ruht auf drei Gurtbögen, Kuppel und Obergaden fehlen. Ein kreisrundes Chorfenster, eine Fenstergruppe im Westen genügen, das Licht zu dosieren. Vierteltonnen über den Seitenschiffen übernehmen die Funktion von Strebepfeilern, zusätzliche Strebevorrichtungen entfallen. Die Gurte der Tonnen werden in Vorlagen fortgesetzt, die etwa drei Meter über dem Boden von Konsolen abgefangen werden. Darunter befand sich das Gestühl: im Schiff für die Konversen (Laienbrüder), im Chor für die Mönche, im rechten Seitenschiff für Laien und Gäste.

Der linke Arm des weit ausladenden Querschiffs (man beachte die Anlage der Apsiden: Nur die Hauptapsis wölbt sich nach außen, die jeweils zwei Nebenapsiden dagegen sind in den Rechteckgrundriss einbeschrieben) eröffnet den Zugang zur Sakristei und – über die große Treppe – zum Dormitorium.

Die Pforte im Seitenschiffjoch davor führt in den Kreuzgang. Er ist auf geländebedingt unregelmäßigen Viereckgrundriss angelegt und im Dachbereich – vom Dormitorium aus – begehbar. Das achteckige Brunnenhaus ist das einzige, das sich in der Provence erhalten hat. Auffällig ist die kunstvolle Gestaltung des Kapitelsaals, in dem bereits moderne, aus dem Norden eindringende Bauideen (Kreuzrippengewölbe) Anwendung fanden. Nach 1200 wohl erst wurde das nordwestlich an das Kreuzungsgeviert angefügte Refektorium der Konversen vollendet. Der Speisesaal der Mönche, bei der Brunnenhalle im Norden des Kreuzgangs gelegen, ist nicht mehr erhalten.

Der Kunsthistoriker Wolfgang Braunfels beschreibt diese Architektur des Steins folgendermaßen: „Stein wirkt immer dauerhafter als Holz oder Verputz, strenger und zugleich fester. Man gewinnt den Eindruck, dass sich in diesen Gewölbefluchten die Mönche auf die Dauer eingeschlossen haben. Hier lässt sich nichts verrücken. Das ist zugleich Kerker und Paradies. In der steinernen Welt entfaltete sich jene Zisterzienserästhetik, die zur Gotik überleitete. Wo Farbe und Figur verboten war, drängte die Steinbehandlung zu neuer Vollendung. Schlichtheit und geometrische Klarheit der Form wird zum Ideal erhoben“.
Die Abbaye du Thoronet bildet mit Sénanque und Silvacane die Gruppe der berühmten Zisterzienserklöster der Provence.

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